Das Licht-Schloß
Auf Kreidefels in lichter Höh
in stolzer Sonnen-Pracht,
da strahlet zwischen Windes Böh
ein Bollwerk edler Macht.
Nur teils ist es von dieser Welt,
es steht auch hoch im Licht;
ein edles Schloß, das Wahrheit hält -
und diamant'ne Sicht.
In weißer Halle, in der Acht,
glüht violetter Gral,
zwölf Ritter haben dort die Wacht,
im hohen Reinheits-Saal,
dessen gleißend-heller Thron
in höchste Höhen ragt,
wo hehrer Mensch, der Göttlich Sohn,
im Kampf niemals verzagt.
Der Sieges sicher, wächst das Schloß
in grenzenloses Sein,
aus seinem Wirk-Kreis Mensch und Roß
verwandeln Erdens Pein,
erheben all den alten Trug
zu neuem Schwingungs-Grad,
daß niemals mehr die finstre Lug
wird säen Todes Saat.
Verborgen noch bleibt jene Burg,
das Licht sich noch versteckt,
bis jener Welten-Demiurg,
der sein Erscheinen reckt
in falsche Taten, seelenfern,
die Maske von sich reißt,
worauf das Licht-Schloß zeigt sich gern -
und neue Pfade weist.
So höre meine Worte nun,
o Sucher nach dem Gral:
"Laß alle deine Zweifel ruh'n
und öffne jenen Saal,
der tief in deinem Herzen schwebt,
erwartet deinen Mut;
von Dunkelheit scheint er umwebt,
doch öffnet Seelen-Glut
den Eingang in die lichte Hall',
wo Wesens-Wahrheit flammt,
wo keine Falschheit je erschall
und aller Trug verbannt.
Denn jenes Schloß liegt tief in dir,
erbaut aus weißem Licht.
So werde König in der Vier,
der alle Starrheit bricht."
Wem dieses nun das Herz bewegt
und klingt als inn'rer Ton,
den wund're nicht, wenn sich jetzt regt
des Grales Suche schon.
Die Zeit ist reif, der Ruf schallt laut,
das Sehnen lodert hell;
inmitten dieser alten Haut
sei, Mensch, ein Liebes-Quell.
Doch Schweigen ist dann angebracht,
fatal die Plapperei.
Die ritterliche Hohe Wacht,
ist keine Narretei,
sondern sei damit getarnt,
daß keine Augen ruh'n
auf des Narren Wahrheits-Pfad
und seinem stillen Tun.