Es wird manchmal als sehr lohnenswert angesehen, das Dritte Auge mit aller Kraft aus dem Dornröschenschlaf zu reißen, um seherische Fähigkeiten zu erhalten.
Das Ãjñã-cakra zwischen den Augenbrauen (zuständig für Beherrschung der wahren Willens-Kraft und intuitives Wissen) schläft aber nicht umsonst, denn im jetzigen Zustand des menschlichen Oberflächenbewußtseins (ich rede von der Masse) würde ein frühzeitiges Wachwerden nur ein unkontrolliertes Aufnehmen von fremden Gedanken, fremden Emotionen und Einflüsterungen allerlei fremder Wesenheiten bedeuten bzw. sogar die mißbräuchlich verwendeten Willenskräfte falsch (für egoistischen Macht-Gewinn) kanalisieren.
Es gibt jedoch sanfte Methoden, die organische Entsprechung, die Zirbeldrüse, und den damit verbundenen Energie-Punkt anzuregen, um eine Öffnung zumindest nicht zu verzögern, wenn die Zeit durch entsprechende Reife-Prozesse gekommen ist.

Eine visionelle Übung ist recht einfach.
In meditativer Grundhaltung und intensiver Konzentration auf den Atem, stellt man sich vor, daß der Atem aus der Stirn heraus erfolgt, besonders das Einatmen.
In der Vision soll dann ein dunkelblau leuchtender Strahl, fast wie ein Laser so kräftig, direkt bei Einatmen in das 3. Auge auf der Stirn eintreten.
Führt man dies mehrere Minuten lang sehr intensiv durch, so wird man auch ein Kribbeln über der Zirbeldrüse spüren.
Diese Übung, tag-täglich vor der Meditation wiederholt, wird ein Öffnen des 3. Auges intensivieren und nicht unnötig verzögern.
Wenn die ersten konkreten Ahnungen über das Stirnchakra eintreten, wird man sowieso erstaunt sein, daß dies nichts mit "hellseherischen" Fähigkeiten zu tun hat, wie immer behauptet wird. Es wird eher ein völlig zeitloses Gewahrwerden von Verhangenheit, Gegenwart und Zukunft, als EINE Manifestation des Seins. Das Gefühl der Gleichzeitigkeit aller Schöpfungs-Prozesse und der Illusion des Zeitverlaufs auf der Ebene der Wahrheit wird immer intensiver.

Wenn nach einiger Zeit der Übung das 3. Auge schon so weit angeregt wurde, daß man es nicht mehr als schlafend bezeichnen kann, spürt man eine deutlich gestiegene Wahrnehmung und Intuition.
Nun ist die Zeit reif für den nächsten Schritt.
Es kann wieder mit einer Visualisation beginnen.

Das archaische Symbol für Bewußtheit ist Wasser. Fließendes Wasser aus der Höhe ist das Bildnis für helles, erhöhtes Wachbewußtsein, stehendes Wasser (in der Tiefe) bedeutet hingegen das Unterbewußtsein, je tiefer es ist: auch das Unbewußte.

Setze Dich nun in meditativer Haltung bequem hin und konzentriere Dich zunächst einfach auf die Stelle zwischen den Augenbrauen, deren Existenz Du Dir schon erschlossen hast.
Wenn das bereits bekannte Prickeln beginnt, stelle Dir vor, daß sich - ausgehend vom 3. Auge - eine unendliche Ozean-Oberfläche vor Dir ausbreitet, weit, unendlich, sonnenbeschienen.
Du schwimmst auf dem Rücken, gemütlich auf der Ozean-Oberfläche und wirst mehr und mehr EINS mit dieser Weite und blauen Unendlichkeit. Tiefster Friede, dynamischer Friede, zieht dabei in Dich ein. Kein träger Pseudo-Friede, denn die Ozean-Oberfläche ist bewegt, sie ist lebendig, und Du bist ein Teil davon.
Mit jedem Atemzug inhalierst Du diesen dynamischen Frieden, dessen inneres Bild nach wie vor in Deiner Vision aus dem 3. Auge entspringt.
Nach einiger Zeit treibst Du an einer Insel vorbei, deren exotisch anmutende Steil-Küste von einem riesigen, fast in den Himmel ragenden Felsen dominiert wird. Ganz oben an diesem Felsen entspringt ein heller Wasser-Fall, der sich in einer glitzernden Kaskade nach unten in den Ozean ergießt.
Du läßt Dich genau unter diesen Wasserfall teiben und genießt das frische, klare Wasser, das - zusammen mit dem hellen Sonnenschein - auf Deinen Körper fließt.
Nun positionierst Du Dich im Wasser so, daß der klare Wasserfall genau Dein 3. Auge trifft. Er fokussiert sich tatsächlich auf eine Weise, daß er genau dort auftrifft.
Augenblicklich wird Dein gesamtes Wesen von sagenhafter Frische und Klarheit durchspült. Zunächst durch das 3. Auge, dann auch durch Nase und Mund, beginnst Du nun, dieses frische Wasser von himmlischer Höhe einzuatmen.
Dein "mind" (wenn er noch nicht gut abzustellen ist...) wird sich zunächst weigern: man atmet schließlich kein Wasser ein, nicht mal in einer Vision.
Doch überwinde die Enge und die Grenzen Deiner vergänglichen Gedanken ... und lasse das klare Wasser in Dich einströmen, durch das dritte Auge, durch die Nase und durch den Mund.
Und mit jedem Atemzug stirbt das Alte & Vergängliche mehr und mehr in Dir ab, während das Neue & Ewige sich in Dir ausbreitet. Du atmest Bewußtheit und NEUheit ein !
Der Glanz des frischen, sonnenbeschienenen Wassers breitet sich in allen Körper-Zellen aus. Ein unglaubliches Gefühl!!!

Nach einiger Zeit des Auftankens im Wasserfall läßt Du Dich wieder auf die Ozean-Oberfläche hinaustreiben, im vollen Bewußtsein, daß die NEUheit nun in Dir wirkt und das LICHT des neuen Äons durch Deinen Körper fließt.

Bis hierhin kann die Übung zunächst einmal intensiv betrieben werden, um dann nach einiger Zeit die Vision weiterzuführen:

Betrete nun wieder Deine innere Ozean-Landschaft, worin Du auf der Oberfläche eines unendlich weiten, sonnenbeschienenen Meeres treiben läßt.
Du liegst auf dem Rücken, das Wasser schaukelt Dich angenehm ... und Dein Blick ist in den tief blauen, sonnendurchfluteten Himmel gerichtet.
Die Blaue Weite entspringt Deinem 3. Auge.
Mit jedem Atemzug atmest Du tief blaue Luft ein, durch die Nase, den Mund, und auch durch Dein drittes Auge, das im Einklang mit dem unendlichen Blau vibriert.
Dann läßt Du Dich langsam nach unten sinken.
Du weißt von dem Erlebnis mit dem Wasserfall, daß Du das Bewußtseins-Wasser unmittelbar einatmen kannst.
Erfüllt von der prickelnden Frische des Wasserfalls ... und durchstrahlt von der Kraft der Sonne, läßt Du Dich nun in die blaue Tiefe Deines eigenen Bewußtseins-Ozeans sinken.
Du atmest dabei das Wasser Deines eigenen Bewußtseins.

Je tiefer Du in Dich selbst sinkst, desto dunkler wird es. Wie in einem Tauchgang im Meer ...
Als Du schon glaubst, nichts mehr zu sehen, beginnt Dein 3. Auge in sanftem Aquamarin-Blau zu leuchten.
Die ganze Umgebung wird dadurch erhellt und durchlichtet.
Du fühlst, wie die Kraft Deines erwachenden 3. Auges, die Kraft der Intuition und des Erkennens, die unbewußten Tiefen zu erhellen beginnt.
Vielleicht drehst Du Dich auf der inneren Reise auch nach unten, und beginnst nun Schwimmstöße auszuführen, wie ein Taucher, der tiefer und tiefer nach unten vorstößt.
Dein drittes Auge erhellt dabei die Umgebung wie eine Stirnlampe.
Wunderbare Symbole tauchen auf, lang vergessene Situationen erheben sich plötzlich wieder zum Leben.
Du fühlst, daß hier unten in der Tiefe unglaubliche Phänomene und Entdeckungen auf ihre Offenbarung warten.
Und Du weißt, daß das ganz große Mysterium - ganz unten in Deinen Tiefen - auf Deine Ankunft wartet.
Eines Tages wirst Du auch bis dorthin tauchen.
Dieses Mal jedoch betrachtest Du ausschließlich die Symbole, die sich heute auf Deiner Reise bieten. Du bestrahlst sie mit dem intuitiven Erkenntnis-Licht Deines 3. Auges ... und sie beginnen sich Dir in ihrer Bedeutung zu offenbaren. Wenn Du das Gefühl hast, für heute genug entdeckt zu haben, dann tauche bewußt wieder an die Oberfläche Deines inneren Ozeans, lasse Dich noch ein wenig treiben ... und komme dann konzentriert wieder ins Wach-Bewußtsein zurück.
Du solltest Dich nun sehr erfrischt und wohlig fühlen.

Du hast nun eine bestimmte Pforte nach innen geöffnet. Das Abenteuer Deines Bewußtseins kann nun mit besonderer Dynamik erfüllt werden.