"Zu einer Zeit, in der die Wünsche noch in Erfüllung gingen ..." so beginnt gar manches deutsche Volks-Märchen. Dieser Satz mag darauf hinweisen. daß wir rationalen Denker mehr und mehr verlernt haben, unser Leben mit Hilfe unserer Vorstellungskraft zu gestalten. Wir "ordnen durch Berechnung" - aber wir gestalten nicht mehr ... wir hören auf Zahlen und Meinungen, statt unser Gespür walten zu lassen ...

Auch in der Jagd macht sich diese Entwicklung bemerkbar. Wir arbeiten mit Statistiken und Abschußplänen, doch haben verlernt, intuitiv in der Natur zu "lesen", ja, uns sogar als bewußten Teil der Schöpfung zu empfinden.

Die folgende kleine Story hat sich tatsächlich in etwa so abgespielt...

Vor ein paar Jahren machte bei uns in Norwegen bei den Jägern die große Angst vor dem Fuchsbandwurm die Runde. Bisher gab es in diesem Land, das nicht mal die Tollwut kennt, sehr wenig Fälle mit dem Parasit, doch plötzlich hörte man überall in Jägerkreisen und einschlägigen Zeitschriften, daß die Füchse überhand nähmen und dringendst dezimiert werden müßten, weil durch die angebliche Überpopulation der Fuchsbandwurm mehr und mehr verbreitet werden würde.

In dem Waldgebiet um unsere damalige Farm herum hatten wir nun schon viele Füchse gesichtet. So nahmen wir die Aufforderung zunächst recht ernst. Schließlich liebten wir die vielen Blaubeeren um uns herum, die wir am liebsten frisch vom Strauch verzehrten. Die Vorstellung, daß sich infizierte Füchse in unserem "wilden Blaubeerfeld" tummelten und auch lösten, war also durchaus unangenehm.

Wir hatten draußen im Wald einen recht guten Beobachtungs-Felsen, der guten Einblick auf eine Lichtung bot. Meine Frau Sonja ging eines morgens schon gegen 3.oo Uhr los, setzte sich mit dem Gewehr auf den Felsen und wartete.
Zum Frühstück kam sie wieder und meinte, sie hätte einen tollen Fuchs gesehen. Der sei nur ein paar Meter von ihr entfernt vorbeistolziert, hätte sie angeblickt und richtig begrüßt. Bevor ich fragen konnte, warum sie nicht geschossen habe, meinte sie weiter, der Fuchs habe ihr "mitgeteilt", daß wir hier in der Gegend vor dem Bandwurm keine Sorge zu haben bräuchten ... und daß die Füchse etwas für uns tun würden, wenn sie ihn weiterziehen ließe.
Da meine Herzallerliebste tatsächlich eine Menge seltsamer Fähigkeiten in dieser Richtung hat, nahm ich dies ohne großen Kommentar so hin, auch wenn ich ihrer Meinung nach wohl etwas zu viel dabei schmunzelte :-)

Der Sommer verging, der Herbst zog ein, mit ihm die Ernte.
Im Jahr zuvor hatten wir eine Mäuseschwemme, die kaum einen Kolrabi oder Krautkopf unangeknabbert gelassen hatten. Ich fing etwa 130 (!) Mäuse im Jahr zuvor in Fallen.
Dieses Jahr stellen wir auch wieder viele Fallen auf, um die - in der rauhen Lage mühsam der Natur abgerungene - Gemüse-Ernte gut zuschützen.
Doch es verirrten sich lediglich ein paar Mäuse in unsere Fallen, und angenagt wurde überhaupt nichts, während die Nachbarfarm das gleiche Mäuse-Problem verzeichnen konnte, wie im Jahr zuvor.

Zunächst konnte ich mir keinen Reim daraus machen, bis ich nach dem ersten Schneefall wesentlich mehr Fuchsspuren als sonst in der Umgebung unserer Farm entdeckte.

Man kann's nun als normale Verschiebung in den Populationsstärken ansehen oder auch nicht. Aber warum hatte der Nachbar dann die üblichen Probleme?
Wie auch immer ... Sonja mit ihrer Intuition ist heute noch felsenfest davon überzeugt, daß es das Dankeschön des nicht geschossenen Fuchses war, zusammen mit seiner Familie in unserer Umgebung die Mäuse etwas zu dezimieren.

Den Fuchsbandwurm haben wir uns jedenfalls nicht geholt, trotz vieler Kilo frischer Blaubeeren jedes Jahr, direkt vom Strauch.