In alten Kulturen war der Drache eine tiefgründige Symbolik, denn er verkörperte nicht nur die Weisheit und umfassendes Wissen, sondern als wildes, feuerspeiendes Reptil auch Rohheit und Kraft.Das innere Feuer, das Bewußtheits-Licht *Ilu* oder Ild im Norwegischen, wird von wilden Drachen noch vernichtend als Waffe verwendet. Was bedeutet das wohl?
Wäre es nicht sinnvoller, sich dieses Feuers bewußt zu bemächtigen, um es durch sein eigenes Wesen wie ein machtvolles Lichtschwert der Stärke und Schaffenskraft verwenden zu können?
Ja, es geht, wenn man bereit ist, seinen inneren Drachen zu wandeln und einen höchst ergreifenden und schweren Durchgang auf sich zu nehmen. Doch die ganze Sache ist sehr, sehr persönlich und intim, denn es geht um wirklich ergreifende Prozesse, die eine schonungslose Offenheit vor sich selbst nötig machen und das umfangreiche Ausmerzen der Selbst-Lügen als Vorbedingung haben. (Gänzlich schafft man diese Wandlung das sowieso nur als lebenslange Aufgabe, aber es muß so umfangreich wie möglich sein… und t-ä-g-l-i-c-h damit umgegangen werden...)
Der Drache ist u.a. ein Symbol für die Lebenskraft (er bedeutet noch viel mehr, aber es geht jetzt primär nur darum). Und es gibt ihn in verschiedenen Formen.
Hier erwähne ich notwendigerweise zwei: a) den wilden, feuerspeienden roten Drachen, nicht "böse" an sich, aber voller Trieb und ausbrechendem Feuer, wenn man ihn weckt; b) den goldenen Drachen der Erleuchtung und Weisheit, dessen Geist die letzten Rätsel der Schöpfung zu erreichen bereit ist und der ein Freund des Menschen ist. Er hat kein verbrennendes Feuer in sich, sondern einen leuchtend goldenen Blick, der einem Sucher jedoch die unbewußten/finsteren Strukturen ausbrennen kann.
Normalerweise ist die Lebenskraft des Menschen mit dem roten Drachen gekoppelt; der Mensch lebt von triebhafter Sexualität, von Emotionen, hat Wutausbrüche, aber auch Depressions-Anfälle, und ist letztlich ein Spielball all seiner Triebe und Emotionen, die entweder andere oder ihn selbst verbrennen bzw. aushöhlen. Er unterliegt einen Wiederholungs-Zwang, wenn er diese Stufe des roten Drachen nicht bewältigt, denn dann werden die Verhaltensweisen zur Sucht. Eine schwere Fessel!
Hier steht der Mensch nun vor einem immensen Problem: einerseits lebt er noch innerhalb der vitalen Lebenskräfte, fühlt sich als körperliches Wesen mit Gefühlen und Ur-Trieben und gewinnt ein wenig Lust aus der Sexualität, die ihm einen Anklang himmlischer Erfahrung schenkt, jedoch vergänglich ist.
Andererseits fühlt er, daß er sich in seinem Wesen nach viel MEHR sehnt, als nach dieser raschen Vergänglichkeit eines Orgasmus, der oft genug eine ziemliche Leere hinterläßt, wenn die hormonale Steuerung dann schlagartig reduziert wird und der "pure Primate" plötzlich keinen Fortpflanzungs-Drang mehr verspürt.
Je nach eigenem Reifegrad bekommt ein Mensch, der sich dieser Problematik bewußt wrid, dann auch das Gefühl, daß Sexualität etwas mehr sein muß, als nur der Akt, aber er weiß nicht, wie dieses "mehr" aussieht.
All die seltsamen philosophischen Fragen tauchen dann auf:
Was ist Liebe?
Ist Sex ohne emotionale Liebe überhaupt praktikabel?
Mit nur einem Partner oder mit ständig wechselnden, was ist besser?
Wer nicht sehr einfach gestrickt ist und mit einer ganz normalen "Blümchen"-Sexualität zufrieden ist, der versucht zunächst den puren Reiz dadurch zu erhöhen, daß er allerlei Spiele ausprobiert, von Reizwäsche bis Bondage, von SM bis tantrischen Versuchen, zumindest wenn der jeweilige Partner mitmacht.
Tantra kann eine weitere extreme Fessel werden, denn das wahre Tantra ist ein Pfad der absoluten Enthaltsamkeit und Entsagung und der Unwandlung der Triebe durch radikale Reinigung. Dieses Tantra ist in Europa praktisch nicht durchzuführen, denn es braucht die Anwesenheit eines echten Meisters.
All die gleichlautenden Seminare über tantrische Einweihung sind ein ungeheuerlicher Mißbrauch der heiligen Kräfte des Sexus, denn hier wird seltenst eine Wandlung gelehrt, sondern ein immer intensiverer Erregungs-Zustand der Vital-Kräfte.
Nun ist ja der Mensch ein Wesen in mehreren Existenzbereichen. Im körperlichen Bereich unterliegt er dem Drang, sich fortzupflanzen, was (noch) an die Zeugung gebunden ist.
Der Drang der vitalen Kraft zum Sex kommt aber von dem Sehnen der Natur zur gegengeschlechtlichen Verschmelzung. Es ist eine Universal-Kraft, die einen durchdringt.
Der Mensch ist aber auch ein Wesen von viel höheren Existenz-Ebenen. Wenn er sich nun regelmäßig und ohne es zu hinterfragen der Verschmelzung auf tierisch-vitaler Ebene hingibt, verhindert er vollständig die Erfahrung einer Verschmelzung auf höherer Ebene: die Unio Mystica, die Cymische Hochzeit, das EINSwerden der menschlichen Seele mit der Göttlichen Unendlichkeit.
Im Laufe der spirituellen Entwicklung spürt der Sucher also, daß sich hier die Resonanzen ändern müssen. Er bemerkt, wie sehr er von "normaler Sexualität" ausgehöhlt wird und sucht nach einer Lösung. Er spürt, daß er durch einen Orgasmus viel Energie verliert.
So besteht die erste Stufe für einen Mann darin, die taoistischen Techniken zu lernen, wie eine Ejakulation komplett verhindert werden kann (das Üben der Energie-Kreisläufe, das bewußte Lenken der Prana-Energien). Eine Frau vermeidet ihren Orgasmus dadurch, daß sie den rein physischen Reiz nicht mehr sucht, sondern die Verschmelzungs-Erfahrung.
Dieses Lernen kostet viel Zeit und viel Geduld, denn die Triebkräfte lassen sich im Menschen nicht einfach abstellen. Und "Verdrängen" wäre die übelste Methode. Bestes Beispiel hierzu ist das Zölibat der Priester. War es ursprünglich ein Einweihungs-Weg einer echten inneren Transformation, so ist heute (wo man den Priestern keine echte Wandlungs-Methodik mehr lehrt) eine Art Folter.
Die ganze Verwandlung klappt also nur, wenn wahrhaftig die innere Sehnsucht besteht, aus einem kurzfristigen energie-raubenden Orgasmus eine universelle Ekstase zu machen, etwas Bleibendes, etwas zutiefst Mystisches.
Der wild rebellierende Rote Drache, der sich keinesfalls freiwillig zähmen läßt, muß nun willentlich unter den Willen der erwachenden Seele gezwungen werden. Anders kann ich diesen Vorgang nicht beschreiben. Man denke an die weise Geschichte "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer". Dort wurde der böse Drache Mahlzahn zum goldenen Drachen gewandelt, weil sein Feuer erlosch. Der Protagonist tötete ihn nicht, sondern er nahm den Besiegten mit sich.
Genauso muß jeder, der die wahre Unio Mystica sucht, es tun: den wilden Drachen wandeln, ihn auf der Reise mitnehmen, und ihn zum Freund und unbesiegbaren Kraft- und Inspirations-Spender an der Seite haben.
Das geht nur durch absolut dauerhafte Übung der Konzentration auf die Vitalen Kräfte, die in neue Bahnen gelenkt werden müssen, aus RAJAS entsteht OJAS, wie der Inder sagt: aus reiner Vitaler Zeugungs-Kraft entsteht Geistige Kraft.
Durch diese bewußte Umlenkung der Energien ändert sich im Laufe der Jahre sogar die Funktion der Sexual-Organe.
Beim Mann nehmen die Hoden dann tatsächlich eine andere Funktion an: es wird immer weniger Sperma produziert, statt dessen viel höher schwingende Flüssigkeit, die im feinstofflichen Bereich jene nötigen Resonanzen auslöst, welche Voraussetzungen für eine Verschmelzungs-Erfahrung der Seele sind.
In so einem Menschen beginnt sich daraufhin das Weibliche mit dem Männlichen zu vereinen, das Vergängliche mit dem Ewigen, das Irdische mit dem Göttlichen, das Endliche mit dem Unendlichen, und das sind dann KEINE Gegensätze mehr. Hier stehen überwältigende Erfahrungen an…
Ich habe für ganz interessierte Leser dieser Zeilen einen sehr ausführlichen Bericht meiner eigenen Wandlungsprozesse geschrieben. Da dieser Bericht viele intime Vorgänge enthält und viel Persönliches von mir preisgibt, möchte ich ihn nicht öffentlich präsentieren. Doch jeder, der sich wirklich dafür interessiert, kann mich anschreiben. Ich werde ihm diesen Bericht dann zukommen lassen.
Ich kann garantieren, daß es eine sehr lohnenswerte Angelegenheit ist, seine innere Drachenkraft der Wandlung zu unterziehen, denn man bleibt so lange ihr Spielball, solange sie unverwandelt ist und mit ihrem Feuer ziemliche Verwüstungen anrichten kann.
Alle älteren/niedrigeren Wesensteile des Menschen sollen schließlich eines Tages dem seelischen Wesen willentlich unterworfen sein. Der Körper muß absolut flexibel werden, best trainiert und willentlich zu heilen, die Lebenskraft (der Drache) muß verwandelt und veredelt werden und zum willentlich benützbaren Energie-Speicher werden, das Mental muß willentlich geleert werden können und alle Gedanken zum Stillstand gebracht, um Platz für höhere Intuition und ein erweitertes Licht-Mental zu schaffen (die Vorstufe zur nächsten Bewußtheits-Stufe) … und auch das Herz, das in seiner Unbescholtenheit so zögerlich ist und so oft zu zweifeln beginnt, muß mit ewigem Willen durchflutet werden, um seine unbändige Liebes-Kraft entfalten zu können.
Dann beginnt der Mensch g-a-n-z-h-e-i-t-l-i-c-h zu erblühen, dann ist er ein integres & integrales Wesen.
Daher kommt auch der Begriff "Integralyoga", weil dieser Pfad versucht, den Mensch auf allen Ebenen zu wandeln, besonders auch auf der Physischen, welche die alten spirituellen Pfade völlig außer Acht ließen.
Wenn man seine Sexualkraft verwandelt, wird es nur noch wenig geben, das einen wirklich belasten kann, denn alle Ur-Ängste (die schließlich auch an die Triebe gekoppelt sind) veschwinden.
Es ist wahr. Keinerlei Ängste mehr im Leben!
All diese früher durchaus sinnvollen Resonanzen lösen sich nun als Nichtigkeit auf.
Nicht umsonst haben viele magische Einweihungswegen und viele Yoga-Pfade in Indien die völlige Wandlung der Sexualität als *Voraussetzung*, bevor ein Novize überhaupt zu weiteren Geheimnissen vorgelassen wird, denn ohne die Wandlung der Drachenkräfte könnten viele okkulte Vorgänge nach hinten los gehen und den Sucher sehr schädigen, sowie in der selbstsüchtigen Schwarzmagie enden.
Der Drache hat natürlich auch noch einige andere Bedeutungen in der Symbolik, doch ich habe jetzt nur seine Bedeutung im Sinne der Wandlung der Triebe und Vital-Kräfte besprochen.
In der heutigen reizüberfluteten Zeit wird die ausgelebte und pervertierte Sexualität ja regelrecht empfohlen. Und es scheint erwünscht zu sein, daß niemand mehr ihre wahren Geheimnisse als unendliche Quelle an Macht & Erkenntnis erfährt.
Klar, wer sich ständig sexuell austobt (oder frustriert ist, weil er genau das nicht tun kann…), der entleert ständig seinen Energie-Speicher, der aber nötig wäre, um zur höheren Erfahrung der Cymischen Hochzeit zu gelangen.
Und wer seine Gedanken stets darauf ausrichtet, welche neuen Gelüste er durch neue sexuellen Spielereien erfahren könnte, dem wird die ergreifende Ekstase eine echten Verschmelzungs-Erfahrung absolut versagt bleiben.
Warum wird das sexuelle Ausleben so gefördert?
Klar, um einen Menschen am Erwachen zu hinden.
Denn ein Mensch, der seinen inneren Drachen gemeistert und ihn zum Freund gewonnen hat, der schreckt vor nichts mehr im Leben zurück und dessen Blick vermag die Wahrheit sehr leicht von der Verfälschung zu unterscheiden.
Er bewegt sich auf dem Pfad der umfassenden Lebens-Meisterung.
Das ist nicht erwünscht heutzutage!
Braves Herdenschaf-Dasein ist gefragt, ohne Feuer, ohne Kraft, niemals jedoch das bewußt erweckte ILU, das Agni des inneren Sehnens, das keine Herrschaft anerkennen kann, außer der Göttlichen Quelle, mit der jedoch die Vereinigung angestrebt wird … sodaß Herrscher und Beherrschter EINS werden.
Wenn die Drachen-Kraft des Sexus nicht mehr auf der Ebene der Lust und der Ebene der Zeugung verschleudert wird, willentlich beherrscht und dann gewandelt wird, dann ballt und akkumuliert sie sich zu einer inneren Sonne an Lebensfreude und ungeheuerer Schaffenskraft, dann bringt sie Heilungs-Prozesse und geistige Fähigkeiten zum Vorschein, von denen man zuvor nur träumen konnte.
Doch man muß den Ruf verspüren - man muß diese Transmutation wirklich wollen!
Die Wandlung ist manchmal ein Ritt auf der Rasierklinge.
Dennoch ist sie unverzichtbar, wenn man wirklich die Tiefe seines Wesens erforschen möchte und jene akkumulierte Sonnen-Kraft benötigt, um in die abgrundtiefen, bodenlosen Kavernen des menschlichen und globalen Unbewußten einen Strahl des Lichts hinabzusenden, um dieses unbekannte Land erforschen zu können.
Hierzu ist die Verwandlung der Triebe und Ängste, die absolute Unabhängigkeit von diesen alten Fesseln, vonnöten, sonst kann man in jenen finsteren Tiefen des eigenen Seins die dort auftauchenden Kämpfe mit den eigenen Schatten nicht bestehen.
Der machtvollste Kämpfer für das Göttliche Wirken ist stets der gewandelte Dämon, denn dessen titanische Stärke kann dann als Werkzeug des Lichts verwendet werden.
War nicht Prometheus, der dem Menschen das ILU brachte, ein Titanensohn?