Im Ring
des Nordens © 2010 by Ailon
Wo Schlange beißt sich in den Schwanz,
und feurig Kreis erglüht,
wo ewig Licht im Freuden-Tanz
einst wärmte das Gemüt.
Wo Balken, quer und längs vereint,
Materie hoch erhob,
dort Sonne stets die Nacht verneint
und preist der Gottheit Lob.
In diese ferne Zeit des Seins
ward Seele einst gelegt,
im Ring des Nordens, Land des Weins,
die Erstgeburt sich regt.
Welch Göttlich Wesen lebte hier,
im siebten Spiel der Welt?
Der Einsseins-Liebe eine Zier,
dem Höchsten es gefällt!
Doch Schönheit durft' noch nicht erblühn
auf ganzem Erdenrund,
die Elf erhob sich: alles Glüh'n
des Herzens wurde wund.
Die hehren Seelen, auserwählt,
lebend'ger Gral zu sein,
fielen, wie man sich erzählt,
der Finsternis anheim
und suchten nun im Abgrund tief
den Wahrheits-Diamant,
der dort verborgen seitdem schlief,
im bodenlosen Land.
Äonen mußten dann vergehn,
und Seelen-Glanz ward stumpf.
Der Rache-Gott kann es nicht seh'n,
daß ihm versagt Triumph,
denn auferstanden scheint das Licht,
das keinen Schatten macht.
In diesen Tagen zeigt die Sicht
des Menschen ew'ge Pracht.
Im Land der Speere glomm die Glut:
der alten Seelen Kraft.
Sie ward verdorben. Finstre Wut
hat Weisheit hingerafft.
Statt dessen wurd' mit List und Lug
ein Sklavenland geformt,
wo jene Weisheit durch Betrug
ward seelenlos genormt.
Doch niemals läßt sich Punkt im Kreis
vom Feind des Lichts zerstörn.
Die Auferstehung brennet heiß,
der Himmel wird erhörn
den Schrei des unterdrückten Geists
im Heil'gen Deutschen Land,
aufdaß sein Sehnen, wie es heißt,
die Finsternis verbannt.
„Fort mit dir, du kranker Hauch,
du Ungeist aus der Fern!“
schreit der Herrmann, Freud' im Bauch,
und jeder hört es gern.
Neu erblüh' nun, Sonnen-Logos,
oh schattenloses Licht!
Schenke Deine Macht dem Globos,
gib unverhüllte Sicht!
Ein Reich, das keine Grenzen kennt,
ein Reich aus Liebesflut,
das wird entstehen, wenn man's nennt
die „Ros aus Marie's Blut“.
Wer nun verstehe diese Wort,
der mag sie wohl verwahr'n.
Sie sind noch nicht für jeden Ort
und jedes Dummgebahr'n.
Doch bald schon, off'nes Menschenherz,
wirst du die neue Zeit
begrüßen können, ohne Schmerz,
wenn nur Dein Geist ist weit.
Denn Wandlung pur wird fluten Dich
in jeder Körperzell,
Materie selbst wird neuern sich
und leuchten blendend hell.
Bereitet sei Dein Wesens-Kern
für diese Himmels-Gnad.
Der Ring des Nordens würde gern
erhellen Erdens Rad.
Die Seelen-Suche, Deutsches Kind,
erst dann erfolgreich war,
wenn all die Perfektion zerspringt,
die nur der ‘mind' gebar.
Dann gibt die Schlange frei den Schwanz
und goldner Odem fließt,
dann flirrt die Luft in Blauweiß ganz
und Wahrheits-Welt ersprießt.