Der Komponist Hans Peter Neuber
Porträt eines Multitalentes
vorgelegt von
Hans von Draminski M. A.
aus München
In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Komponisten-Interessen-Verband
* Erstellt 1999
* Text, Discographie und Bibliographie aktualisiert 2008
Inhaltsverzeichnis
I. VORBEMERKUNG
II. BIOGRAPHIE
III. DIE MUSIK
III A. ALLGEMEINES
III B. HANS PETER NEUBERS PERSONALSTIL AM BEISPIEL DIE SIEBEN SIEGEL DES LEBENS"
IV. DISCOGRAPHIE
V. BIBLIOGRAPHIE
V A. KINDERBÜCHER (MÄRCHEN, VORLESEBÜCHER)
V B. SPIRITUELLE FANTASY, ANSPRUCHSVOLLE ROMANE, KURZGESCHICHTEN-SAMMLUNGEN
V C. SAMMELBÄNDE MIT KURZGESCHICHTEN ODER PROSA, LEBENSHILFE
Der Autor
Hans von Draminski wurde am 03. Januar 1966 in München geboren und wuchs in Nürnberg auf. Einem musikalischen Elternhaus entstammend, studierte er nach dem Abitur Theaterwissenschaft, Neuere Deutsche Literaturgeschichte und Musikwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und schloß dieses Studium im Februar 1993 mit dem Magistergrad ab. Seitdem lebt er als freier Journalist, Bildjournalist, Wissenschaftler und Musiker in Nürnberg. Publikationen neben diversen Artikeln für Tageszeitungen und (Fach-) Zeitschriften: Mitautor der Broschüre "Vom Hören ist nicht viel zu lesen", Bayerischer Rundfunk 1989; außerdem Coautor bei der als Band 33 in der Reihe "Komponisten in Bayern - Dokumente musikalischen Schaffens im 20. Jahrhundert" des Landesverbands Bayerischer Tonkünstler e.V. im DTKV, herausgegeben von Alexander L. Suder (Verlag Hans Schneider, Tutzing, 1997) erschienenen Monographie über den fränkischen Musica-Nova-Komponisten Waldram Hollfelder.
I. Vorbemerkung
Hans Peter Neuber stellt in der zeitgenössischen Komponistenszene eine Ausnahmeerscheinung dar: Seine stilistische Bandbreite ist extrem weit gespannt, reicht von Meditationsmusik über Jazz und Popularmusik bis hin zu Musica Nova in der Tradition der modernen Avantgarde. Zudem hat Neuber fast alle seine Werke selbsttätig publiziert und auf Tonträger eingespielt. Einerseits bietet sich also hier die ideale Möglichkeit, auf das Œuvre Neubers aus erster Hand und in vom Komponisten autorisierten Fassungen zugreifen zu können. Andererseits nimmt in vielen Kompositionen das Element der Improvisation, der "aus dem Augenblick" geschaffenen und aus diesem Grunde nicht oder nur in Form grober Verlaufskizzen notierten Musik relativ großen Raum ein.
Wichtig für das Werkverständnis sind bei Hans Peter Neuber nicht zuletzt dessen literarische Aktivitäten, denn viele Romane und Kurzgeschichten aus der Feder Neubers haben direkten Bezug zu musikalischen Produktionen. Dabei sind diese häufig nicht nur als bloße Vertonungen des geschriebenen Wortes gedacht, sondern sollen, so Neuber, als außer- beziehungsweise metasprachliche Vertiefung und Erweiterung der in Neubers literarischen Werken behandelten Inhalte dienen und verstanden werden. Hinzu kommt als signifikanter weltanschaulicher Aspekt die biographisch bedingte Affinität Hans Peter Neubers zu Ideen und Strukturen des ganzheitlichen Yoga und der mystischen Erfahrung innerhalb und außerhalb von Religionen, welche unmittelbaren Einfluß auf das Entstehen bestimmter Stücke hatte und hat.
Aus dem bisher Gesagten ergibt sich, daß im Falle Hans Peter Neuber stets der Gesamtzusammenhang betrachtet werden muß, soll das Bild unverzerrt wiedergegeben werden. Neubers Musik ist ohne den literarischen und weltanschaulich sozialen Kontext des Komponisten kaum denkbar und auch nicht adäquat zu analysieren. Von daher wird das wissenschaftliche Instrument der Detailbetrachtung in dieser Arbeit nur dann eingesetzt, wenn es sinnvoll ist, um bestimmte Eigenheiten und unverwechselbare Merkmale im Kompositionsstil Hans Peter Neubers aufzuzeigen und zu verdeutlichen. Ansonsten ist dem Autor mehr an einem Überblick, an einem möglichst aussagekräftigen Gesamtbild gelegen. Neuber will, wie er sagt, mit seiner Musik "Verstand und Seele" gleichermaßen ansprechen. Dem so angedeuteten Ganzheitsgedanken auf die Spur zu kommen, ist ein Ziel dieser Arbeit. Die Person des Komponisten Hans Peter Neuber durch sein Werk zu porträtieren, ein weiteres.
Nürnberg, im Januar 1999
II. Biographie
Hans Peter Neuber wurde 1958 als Sohn des Dirigenten und Komponisten Werner Neuber und der Konzertpianistin Klara Neuber, geborene Hofmann, in Fürth geboren. Seit seinem fünften Lebensjahr bildeten seine Eltern, beide studierte Musiker (Staatliches Konservatorium Würzburg), ihn an verschiedenen Tasteninstrumenten aus. Später erhielt er bei ihnen auch eine erste grundlegende Unterweisung in Musiktheorie und Harmonielehre .
Erste Erfahrungen als ausführender Musiker und Jazzimprovisator sammelte Neuber in seinen Jugendjahren (im Alter von etwa 15 bis 20 Jahren) als Mitglied der Jazzrock-Gruppe "Burning Candle". Mit dieser Gruppe veröffentlichte Neuber auch eine LP unter dem Titel "Burning Candle". Schon damals konnte sich Hans Peter Neuber allerdings, wie er selbst sagt, "mit üblichen musikalischen Formen nicht anfreunden" und experimentierte aus diesem Grunde mit außergewöhnlichen Klangmixturen und Instrumentierungen.
Nach seinem Abitur (1976) leistete Neuber zunächst Zivildienst im Fürther Krankenhaus, studierte später mehrere Semester Medizin und Psychologie (beides ohne Abschluß). Nach Überstehen einer schweren Suchtkrankheit (Alkoholismus) arbeitete Neuber mehrere Jahre in verschiedenen Ländern als Reiseleiter, zunächst in Südeuropa als Clubanimateur, später als Tourenführer (Rundreisen, Wander- und Trekkingtouren) in Island, Kanada, Norwegen und anderen Ländern.
Wie Hans Peter Neuber ausführt, erwachte in dieser Zeit etwas in ihm, das er "ein mystisches Empfinden für die Natur und für innere Werdensprozesse" nennt. Nach Neubers Rückkehr nach Deutschland äußerte sich dieses neu gewonnene Bewußtsein in einer "glühenden spirituellen Suche", die den Musiker an die Lehre der Integralen Yoga heranführte, einem umfassenden, meditativen Persönlichkeitsentwicklungsweg, basierend auf Grundsätzen asiatischer Philosophie und Religion.
Die (Er-) Kenntnisse aus dem Psychologiestudium, seiner eigenen, bewältigten Suchtkrankheit und seine in transzendenter Selbstversenkung gewonnenen Erfahrungen mit Yoga und Meditation verwendete Neuber in dieser Zeit zum Aufbau einer Veranstaltungsreihe mit dem Titel "Sucht-Prävention", die er mit Unterstützung des Psychologen Prof. Dr. Braun von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und unter Befürwortung des Bayerischen Kulturministeriums an Schulen, bei Kursen der Erlanger Universität und der Zentrale der BfA (Bundesanstalt für Arbeit) in Berlin ab etwa 1988 mehrere Jahre lang durchführte.
Parallel dazu baute Hans Peter Neuber ab 1989 seinen eigenen Plattenverlag Neue Dimension auf, um seine musikalischen Vorstellungen "ungestört vom Kommerzdenken der großen Plattenfirmen" verwirklichen zu können und seine eigenen sowie Werke anderer Komponisten zu publizieren und zu produzieren. Neuber komponierte in dieser Zeit zunächst verschiedene Werke für Klavier solo, die er im lokalen Bereich bei verschiedenen Konzerten aufführte.
"Zum Glück fehlte mir damals jede einengende Richtungsweisung durch ein Kompositionsstudium. So wagte ich es voller Unbefangenheit, musikalisches Neuland zu betreten, was mir nicht immer nur Lob einbrachte, sondern auch massive Kritik von Seiten einiger Rezensenten, die althergebrachte Strukturen in meiner Musik einfach vermißten und gewagten neuen Formen keinen Raum geben mochten [...]", kommentiert Neuber heute sein vom gängigen abendländischen Regelkanon zunächst weitgehend unbeeinflußtes Herangehen an das Schreiben von Musik.
Ziel Neubers war und ist es nach eigenem Bekunden, mit seinen Stücken "Unbegrenztheit und innere Freiheit" zu thematisieren. Im Laufe der Jahre stellte er zu diesem Zweck eine Gruppe gleichgesinnter Musiker zusammen, mit denen er seine Kompositionen auf Tonträger einspielt.
Neben der Tätigkeit als Komponist und Verleger tritt Hans Peter Neuber seit Ende der achtziger Jahre auch als Autor von Kinder-, Märchen- und Fantasybüchern in Erscheinung. Sein diesbezügliches Œuvre (24 Bücher bis Dezember 1998, darunter die sechsbändige Reihe der "Zwergle-Geschichten") findet vor allem im kinder- und jugendtherapeuthischen Bereich Verwendung und errang bereits des öfteren Kritikerlob. Neubers mystischen Roman "Sodons Schreckens-Plan" bezeichnete eine als Kennerin tiefgründiger Literatur bekannte Leipziger Bibliothekarin einen "modernen Faust".
Drittes Standbein Neubers bei der Verwirklichung seines ganzheitlichen lebensphilosophischen Anspruches ist seine Tätigkeit als Redakteur und Moderator spirituell geprägter Rundfunksendungen: Vom Ende der achtziger bis in die Mitte der neunziger Jahre hinein realisierte und betreute Hans Peter Neuber die von ihm entworfene Radiosendung "Die Spirituelle Reihe", unter anderem beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) in Leipzig, bei "Radio International" in Belgien und bei "Radio Starlet" (später "Radio 5") in Fürth. Themen waren unter anderem meditative Texte und meditative Musik sowie Zeitgeist und Zeitkritik.
Heute (1999) arbeitet Hans Peter Neuber hauptsächlich als Komponist, Produzent, Autor und ausübender Musiker und tritt gelegentlich im Rahmen therapeutischer und suchtpräventiver Seminare an namhaften Kliniken und Instituten als Referent und Künstler auf. Die Verbindung theoretischer Grundlagen ( etwa der genau zu bestimmenden Auswirkungen bestimmter Musik auf die Psyche des Hörers ) und ihrer praktischen Umsetzung wurde von Neuber perfektioniert und bildet eine tragende Säule seiner Tätigkeiten.
Neubers stark auf ideelle Wertmaßstäbe abgestimmte geistige Orientierung machte es ihm, wie er sagt, stets schwer, Geschäftsführung und Management seiner Firma Neue Dimension "in der nötigen kommerziellen Effektivität zu betreiben" . Aus diesem Grunde war Neuber stets bestrebt, die Vertriebsaktivitäten an alteingesessene Firmen zu übertragen. Zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Portraits (Februar 1999) steht Hans Peter Neuber im Begriff, sämtliche Lizenz- und Verlagsrechte an seinen Kompositionen und Produktionen in die Hände großer Firmen zu veräußern, um noch professionellere Vermarktung und Vertrieb zu sichern.
Die so frei werdende Zeit nutzt Neuber, um zusammen mit der Sängerin Sonja Mende eine karitative Konzertreihe aufzubauen. Schon seit längerem bietet Neuber für Rehabilitationseinrichtungen, Suchtkliniken, Justizvollzugsanstalten und ähnliche soziale Einrichtungen unter dem Titel "Stille fühlen" die kostenlose Veranstaltung meditativer Klavierkonzerte an. Die bislang gute Resonanz auf diese Konzerte dürfte auch mit dem Gesang Sonja Mendes zu tun haben, deren "engelsgleiche Stimme das meditative Gegengewicht zu Neubers eindringlichem Tastenspiel" bildet, wie es ein Konzertbesucher im Herbst 1998 formulierte.
III. Die Musik
III a. Allgemeines
Wie bereits angedeutet, ist das Erscheinungsbild der Kompositionen Hans Peter Neubers sehr vielgestaltig. Den "Roten Faden" beinahe aller Stücke bildet Neubers ganzheitlicher (holistischer) Anspruch, das erklärte Credo, "Seelenmusik" zu schreiben, welche direkten Einfluß auf die emotionale Befindlichkeit des Zuhörers hat.
Dabei reicht Neubers stilistische Spannweite von Solo- und Duokonstellationen über Kompositionen für Jazz- und Kammerensembles und großorchestrale Werke bis hin zu popmusikalischen Liedern und Songs. Manches davon steht den Ideen der Jazzmusik sehr nahe, arbeitet mit ausgedehnten improvisatorischen Teilen, in denen Neuber und seine Begleitmusiker (siehe auch die diesbezüglichen Ausführungen im biographischen Teil) nurmehr grob vorgegebenen Harmonieschemata folgen und ansonsten ihre eigenen Vorstellungen mehr oder weniger frei verwirklichen können und sollen.
Wichtig und signifikant ist der fast immer gegebene weltanschauliche Überbau: Hans Peter Neuber nennt seine Zyklen beispielsweise "Sinfonie des Waldes", "Das Unaussprechliche" oder "Das mystische Feuer": Schon die Titel der Kompositionen deuten an, daß hier in erheblichem Maße anthroposophische und philosophische Thematiken und Vorstellungen in die kompositorische Arbeit einfließen. Den so entstehenden Suiten liegen meist traditionelle Dur-Moll-Schemata zugrunde; neben dem Formenrepertoire der abendländischen Musik integriert Neuber aber auch diverse andere stilistische Elemente, beispielsweise aus dem asiatischen Kulturkreis stammende, pentatonische Reihen oder per Synthesizer erzeugte Klangeffekte wie das Rauschen von Meerwellen, das Rascheln von Blättern oder sogar das Schreien eines Neugeborenen in diese klangbetonten Stücke.
Oft folgt die Strukturierung dabei in groben Zügen jenen Prinzipien, welche auch das Wesen der (US-amerikanischen) Minimal Music prägen: Ein Akkord, eine Melodie oder eine harmonische Figur werden minimal variiert, improvisierend umspielt, verziert. Auf motivische oder harmonische "Entwicklung" verzichtet Neuber dabei häufig bewußt, denn es geht ihm hier nicht um das Schaffen intellektueller "Absolutmusik", sondern allein um die Erzeugung einer bestimmten Atmosphäre, einer entspannten Stimmung. Flankierend mischt Hans Peter Neuber diese "Klangflächen" auf seinen CDs in mehrkanaligem Dolby©-Surroundsound ab, um mit dem so erzielten Raumklang seine Hörer "in Klängen zu baden", wie er sich ausdrückt.
Daneben versteht es Neuber auch, illustrative Programmusik auf konkrete literarische Vorlagen zu komponieren. Genannt sei hier etwa der (im nächsten Kapitel eingehender besprochene) Zyklus "Die sieben Siegel des Lebens", eine Vertonung von Neubers gleichnamigen mystischen Entwicklungsroman, in dem der Autor mit den Mitteln der lyrischen Fantasy und des Modernen Märchens die Suche nach dem Ursprung des Seins und dem Sinn des Lebens thematisiert. Dabei setzt Neuber die Musik nicht allein zur Abbildung, sondern auch zur Vertiefung und Erhellung der Inhalte des geschriebenen Textes ein.
Wo es angebracht erscheint, scheut Neuber nicht vor der subtilen Verwendung von Zitaten zurück, paraphrasiert beispielsweise Volksliedformen oder kirchenmusikalische Chiffren, transferiert sie allerdings in neue Kontexte. So tauchen unter anderem typische Orgelstimmen in Verbindung mit der Verkündung himmlischer Freude auf, werden aber zugleich eindeutig aus der rein christlichen Bezüglichkeit herausgelöst und ins Allgemeine übergeführt.
Einen besonderen Schwerpunkt bilden bei Hans Peter Neuber Kompositionen für Kinder, etwa die Flossi-Zyklen, welche parallel zu den entsprechenden Kinderbüchern Neubers entstanden. Neben einfacher, kinderliedhafter Melodik finden sich hier auch deutliche Anklänge an zeitgenössische Popularmusik, Jazzharmonien und -instrumentierungen sowie (häufig mit humoristischer Wirkung eingesetzte) Klangsamples wie etwa quakende Frösche.
Hans Peter Neubers Aktivitäten auf kammermusikalischem Gebiet bewegen sich, wie schon angedeutet, häufig im Spannungsfeld von Klassik, Jazz und Pop. Zu den Prinzipien des Komponisten und Interpreten Neuber gehört es, daß er bei solchen Schöpfungen häufig hinter die Präsenz seiner Sessionpartner zurücktritt, diesen nach Vorgabe bestimmter Harmonieverläufe und Grundstimmungen ausgedehnte Freiräume zu eigener Improvisation eröffnet. Als eine Produktion unter vielen sei an dieser Stelle die CD "Saxophonistica" genannt, die Neuber (Synthesizer, Klavier und Baß) zusammen mit den beiden Saxophonisten Stephan Schäfer (Altsaxophon) und Norbert Emminger (Sopran-, Tenor- und Baritonsaxophon) 1991 einspielte. Mindestens ebenso wichtig wie die gewohnt sphärischen, für Neuber signifikanten Klangstimmungen mit lang ausgehaltenen Tönen, die wiederum an Orgelpunkte erinnern, sind hier die individuellen Timbres und die kreativen Fähigkeiten der beiden Solisten, deren Zusammenspiel mit Neuber hörbar zu Synergieeffekten führt.
Singulär ist für Hans Peter Neuber der Stellenwert der menschlichen Stimme: Wenn er Gesang einsetzt, um seine Intentionen zu transportieren, geschieht dies sparsam und sehr bewußt. Zum Beispiel in dem knapp 70minütigen Poporatorium "Die Herabkunft der neuen Ära", basierend auf dem Lyrikband "My Daily Heart Blossoms" (deutsch etwa: "Meine täglichen Herzblüten"). Kurze philosophisch-meditative Sinnsprüche werden von Neuber in teils elegische, teils freudig bewegte Tongemälde übersetzt. Dabei fällt die oft quasiinstrumentale Führung der Gesangstimmen (Sopran und Tenor) auf. In dem "lichtvollen Oratorium über den Beginn einer neuen Schöpfungsepoche der Menschheit" (so der Untertitel) erkennt Neuber die Limitierung, welche ihm Sprache bei der Artikulation tief religiöser und mythischer Inhalte auferlegt. Konsequent ist der Kernsatz des Oratoriums, "Die Herabkunft der neuen Ära" eine rein instrumentale, knapp halbstündige Verarbeitung des zentralen Themas. Dazu schreibt Hans Peter Neuber im Booklet der CD: Hierzu wurden keine Texte aus ,Herzblüten' verwendet. ,Die Herabkunft' beschreibt im sinfonischen, instrumentalen Ausdruck die überwältigende Manifestation eines neuen Bewußtseins der Seligkeit, der inneren Freiheit und des tiefen Friedens weit jenseits der momentanen Begrenzungen des Menschen. Begrenzungen, zu denen in konsequenter Auslegung von Hans Peter Neubers Intentionen auch die menschliche Sprache gehört.
Gleichsam um ein Gegengewicht zu schaffen, ist es Hans Peter Neuber in seiner Instrumentalmusik sichtlich um Farbigkeit und Reichtum des stilistischen und klanglichen Repertoires zu tun. Der Einsatz moderner Synthesizer- und Samplertechnologie ermöglicht es dem Pianisten Neuber, über sein Keyboard auch ungewöhnliche Instrumente sozusagen virtuell in seine Klanglandschaften einzufügen. Und sie so zu behandeln, die es mit ihren real existierenden Gegenstücken teilweise gar nicht möglich wäre (beispielsweise mehrstimmiges Spiel auf der japanischen Hirtenflöte Shakuhachi).
So wird es Neuber auch möglich, den Klang traditioneller indischer Instrumente wie der Sitar in die Palette seiner Klangmixturen aufzunehmen und auf diese Weise althergebrachte musikalische Hilfsmittel der Meditation mit seinen ureigenen Soundscapes" zu verbinden. Daß zwischen der reduzierten, puristisch einfach gehaltenen Struktur klassischer indischer Ragas und Hans Peter Neubers westlich geprägter Meditationsmusik ein enger Zusammenhang hinsichtlich der psychologischen Wirkung beständig wiederholter musikalischer Elemente besteht, ist offensichtlich.
Allen Werken Hans Peter Neubers - von der kleinen bis zur größten Besetzung - ist der selbst gestellte Anspruch gemeinsam, Ausdruck einer höheren Idee zu sein, einem Grundideal von Humanität und geistiger Freiheit zu folgen. Bewegt sich Neuber auf improvisatorischem Gebiet, versichert er sich der Mitarbeit von Musikern, die seine Grundsätze teilen und sich in seine Vorstellungswelt einfügen können. Und zugleich, wie schon angesprochen, ihre persönlichen Erfahrungen und individuellen Musikerprofile einbringen können und sollen.
Nicht zuletzt werden Hans Peter Neubers Stücke so zu Abbildern des Lebens selbst, weil in ihnen das Unvorhersehbare, Zufällige, nicht Geplante jeweils konstituierende, unverzichtbare Bestandteile der Komposition sind.
Der Psychiater Dr. med. Rainer Jung schrieb in einer Ärztlichen Stellungnahme über Neubers Musik:
Neubers Motto "Music Touching Your Heart" beruht offensichtlich auf uraltem Menschheitswissen. Bereits vor weit über 2000 Jahren schrieb der Griechische Philosoph Platon:
"Musik und Rhythmus finden ihren Weg zu den geheimen Plätzen der Seele."
III b. Hans Peter Neubers Personalstil am Beispiel Die sieben Siegel des Lebens"
"Die sieben Siegel des Lebens" entstand 1992 als vierter und letzter Band einer von Hans Peter Neuber unter dem Titel "Flossi, das Abenteuer der holistischen (ganzheitlichen) Menschwerdung" verfaßten "spirituellen Fantasy-Reihe". Neubers autobiographisch geprägter Held Flossi, ein zum Menschen gewandelter Fisch, ist auf der "Suche nach den Rätseln des Lebens und den Tiefen des eigenen Bewußtseins", ein Sinnsucher in der Tradition von Goethes Faust, der auf seinem Weg ins Innere Sein, zum Ewigen Selbst sieben Siegel brechen, sieben Einweihungsstufen, sieben Evolutionsstadien überwinden muß . Ein Initiationsroman, in dem Neuber eigene Erfahrungen mit Integraler Yoga und verschiedene Erlösungs- und Weltwerdungsmodelle verarbeitet. Zentrale Botschaft des Buches ist, daß das letzte Geheimnis, der "göttliche Funke", an dem die kranke Welt genesen soll, im Menschen selbst, in dessen unsterblicher Seele verborgen liegt. Die insgesamt zwölf Titel der zugehörigen, ebenfalls 1992 veröffentlichten CD, sind, so Hans Peter Neuber im Begleittext der Produktion, als "[...] musikalische Beschreibungen jener lichtvollen Wanderungen, die der mythische Romanheld [Flossi] durchleben darf [...]" gedacht. Bei der Komposition folgt Neuber zwar weitgehend der Chronologie, aber nicht der Kapiteleinteilung des Buches, faßt zusammen, reduziert den Inhalt des Textes auf seinen philosophischen und esoterischen Gehalt. So wird die CD zur wertvollen Ergänzung des Buches, dessen vorherige Lektüre zwecks Zugang zum Verständnis der Musik hilfreich, aber nicht zwingend notwendig ist.
Eine wichtige Inspirationsquelle war für Hans Peter Neuber neben den philosophischen Sinnsprüchen indischer Yogis nach eigenem Bekunden John Ronald Reuel Tolkiens (1892 bis 1973) phantastische Trilogie "Der Herr der Ringe" (im englischen Original: "The Lord Of The Rings", erschienen 1953 bis 1955) um die Abenteuer des Hobbits Frodo aus dem mystischen (von Tolkien imaginierten und entworfenen) Auenland. Bei Neuber muß der Held Flossi alle irdischen Zwänge und Fehler, alle "Lasten des Fleisches" erkennen, transformieren und/oder hinter sich lassen, um seinen höchst möglichen Entwicklungsstand zu erreichen. Bei dieser inneren Reise, wie es Neuber nennt, trifft er auf Elahoi, eine zunächst extrem destruktiv (und aggressiv) erscheinende Wesenheit, deren Macht sogar diejenige Gottes zu übertreffen scheint. Erst, als der nötige Entwicklungsschritt in dem mystischen Sucher vollzogen ist und er sich über die (dem Menschen meist zu eigene) Polarität, Determiniertheit erhebt, erkennt er, daß die Gottheit selbst sich als Elahoi "maskiert" hat, um die Evolution voranzutreiben. Da sie in sich alle Aspekte von "Gut" und "Böse" vereinigt, wird sie zur Definition des Lebens per se. Und stellt auf diese Weise Endpunkt und Erfüllung in der Sinnsuche des gewandelten Protagonisten dar.
So beginnen "Die sieben Siegel des Lebens", von Hans Peter Neuber komplett per Synthesizer eingespielt, mit einer heroischen Bläserfanfare, begleitet von irisierenden Waberklängen. Dem Titel dieser Ouvertüre "Das ewige Spiel" entsprechend leitet Neuber schnell in ein nachdenkliches, popmusikalisch orientiertes Klavierthema über, das anfangs immer wieder von Panflötenakzenten unterbrochen, kontrastiert wird, ehe es an Kraft und Schnelligkeit gewinnt: Die Reisemotivik wird deutlich. Zum Schluß des Stückes werden Bläserstimmen und Klavierthema apotheotisch zusammengeführt und gesteigert.
Der "Tanz der Fröhlichkeit" ist eine Kinderlied-Miniatur, die sich relativ eng an volksmusikalische Vorbilder anlehnt und vor dem inneren Auge Bilder von dörflicher Idylle evoziert; das trotz Sorgen und Gefahren unbeschwerte Wesen des in sich ruhenden Protagonisten spiegelt sich hier wider.
Für den "Hilferuf der Natur" verwendet Hans Peter Neuber Samples von gequältem Babygeschrei, verzerrt und stark verfremdet über einem neutralen Synthesizer-Klangteppich, erreicht damit eine unmittelbar verstörende, aufwühlende Wirkung. "Vor dem ersten Siegel" thematisiert Ungewißheit, aber auch freudige Erwartung, das Neugierig-Sein auf das Unbekannte, auf die nächste Stufe der Erkenntnis. Changierende Dur-Moll-Tonalität und lange Ziehtöne artikulieren diesen besonderen, instabilen Seelenzustand.
Die "Alles erschaffende Liebe" ist kein hochgespannter emotionaler Zustand, sondern eine eigenständige Wesenheit, für die Neuber ein sehr stilles, aber eindringliches Thema geschaffen hat (siehe anschließendes Notenbeispiel). Die sich anschließenden Mantras der Demut" werden von Vogelgezwitscher begleitet - der unmittelbare Naturbezug wird so deutlich.
"Befreiung der Seele" wird bei Hans Peter Neuber als sanfter, unspektakulärer Vorgang begriffen, übersetzt in ein einfaches, aufsteigendes Klavierthema, dem kontrapunktisch heroische Bläserfanfaren im Mezzopiano beigegeben sind; ein Geschehen von stiller Kraft, in dessen Verlauf das Grundthema auf der Oktavenleiter immer höher steigt, damit die Seele auf ihrem Weg in einen anderen, höheren Seinszustand symbolisierend.
"Die große Sehnsucht" thematisiert mit sphärischen Streicherteppichen eine tiefe innere Gefühlsverfassung, zu grundlegend, um in plakative programm-musikalische Strukturen gesetzt zu werden. Neuber verläßt sich hier wiederum ganz auf die imaginative Kraft ruhiger, minimalistischer Klänge, zu denen der Hörer eigene Bilder vor das innere Auge rufen kann.
"Himmlische Freude" ist eine fast kindlich zu nennende Äußerung von Emotion in Form eines paraphrasierten Kinder- oder Kirchenliedes, bei dem die Führungsstimme von der Soloflöte vorgegeben wird, dann übernehmen Orgelflötenstimmen das Thema, führen es fort, ehe die mittleren Register ein neues, heroischeres Motiv einführen. Das, mit Arabesken von Streicherpizzicati umspielt, die akustische Anmutung eines seelischen Springquells vermittelt.
Es ist dieser Teil wie ein Innehalten vor dem großen Sturm, denn die "Kosmische Apokalypse" nähert sich mit verstörenden Geräuscheffekten und tieffrequenten Waberklängen sowie schrillen elektronischen Einwürfen, deren Klangspektrum nichts Natürliches mehr beinhaltet und damit die umwälzenden Metamorphosen andeutet, die den Sinnsucher an den Toren der letzten Verwandlungen erwarten.
Der Erkenntnisprozeß, die innere, mystische Rekognition des Feuers der Schöpfung, des Zentrums des Universums wird dann im zentralen Teil der Suite, "Zu Ehren der göttlichen Mutter" (der schöpferischen Urkraft allen Seins) wieder von allerlei Naturgeräuschen wie Vogelzwitschern und plätscherndem Wasser begleitet. Dieser Prozeß ist kein einfacher, kein schmerzfreier, sondern ein mühsamer und gefahrvoller Vorgang, den die Musik in dem über 20 Minuten langen Stück unter anderem mit hämmernden Klavierakkorden in überraschender Moll-Tönung artikuliert. Wie Visionen tauchen verschiedene Fetzen bereits vorgestellter musikalischer Motive in neuem Kontext auf, brechen aber meist nach wenigen Takten wieder ab, werden von anderen, sich zögernd voran tastenden Phrasen abgelöst. Nur ganz allmählich gewinnt die Musik an Tempo und Kraft, der imaginäre Protagonist muß sich seine neue Evolutionsstufe, seine finale Erkenntnis gleichsam Schritt für Schritt in einem inneren, ohne physische Kräfte ausgefochtenen Kampf (der ein Stück weit gegen das eigene, alte Selbst geht) erringen.
"Das letzte Geheimnis" ist Conclusio und Affirmatio zugleich. Eine Sopranstimme skandiert ganz ruhig, fast im sprachlichen Duktus eines Gebets den folgenden Text aus dem (apokryphen) Evangelium des Thomas:
"Wer sucht, der suche, bis er findet.
Und wenn er gefunden hat,
wird er erschüttert werden.
Und wenn er erschüttert ist,
wird er staunen.
Und dann wird er über das All herrschen."
Allein der Einsatz der Stimme darf hier als Indiz dafür verstanden werden, wie wichtig Hans Peter Neuber diese Schlüsselszene ist. Flossi/Abhoy (wie der Held nach der letzten Transformation heißt) tut den letzten Schritt auf dem Weg zur Erkenntnis, durchschreitet das letzte Siegel und stellt fest, daß die Lösung der letzten Geheimnisse der Schöpfung in ihm selbst liegt, in seiner eigenen Seele (und der jedes anderen Menschen). Der Blick in den Spiegel offenbart jenen "Funken", der dem (spirituell geläuterten) Menschen als Krone der Schöpfung zu eigen ist. Die Musik steigert sich an dieser Stelle ein letztes Mal zu einem apotheotischen Höhepunkt und endet in strahlendem Dur.
Daß Hans Peter Neuber gerade in den finalen Abschnitten der "Sieben Siegel des Lebens" häufig auf Zitate aus christlichem kirchenmusikalischem Kontext (Orgelklänge) zurückgreift, ist ein Hinweis darauf, daß der Komponist den Bereich des Glaubens als eine große Einheit versteht und sogar Religionen und Überzeugungen, die, wie etwa Buddhismus und Christentum, auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun zu haben scheinen, in einem großen Gesamtkonzept subsummiert. Wodurch auch die betont schlichte musikalische Faktur Sinn bekommt, denn sie untermauert den holistischen Anspruch, den alle Aspekte gleichermaßen integrierenden Ganzheitsgedanken, der Neubers Werk zu eigen ist.
So sind "Die Sieben Siegel des Lebens" in mehrfacher Hinsicht Schlüssel zum Verständnis des Phänomens "Neuber". Zum einen zeigen sie in exemplarischer Form die stilistische Bandbreite des Komponisten auf, zum anderen wird an diesem Werk sichtbar, welche dominierende Rolle Glaubensaspekte im Schaffen Neubers spielen.
IV. Discographie
Vorbemerkung
Die Discographie wurde dem ursprünglichen Portrait entnommen und seperat unter dem Punkt "Musik" veröffentlicht, da sie sich beständig erweitert.
Darin werden stets alle CDs gelistet, die der Komponist auch selbst produziert und in den meisten Fällen auch veröffentlicht.
Die laufende Nummer all seiner Veröffentlichungen beziehen sich auf eigenständige CDs mit eigenem Werk-Namen.
Nach der Aufzählung der unabhängigen Projekte folgt noch eine Aufzählung von einigen Samplern, die verschiedene dritte Firmen aus Neubers Musik zusammengestellt hat, diese allerdings ohne laufende Nummer, da es sich schließlich um bereits vorhandene Musik handelt. H.P. Neuber zeichnet bei allen CDs als Urheber, außer bei den vier Produktionen "Reisen ins Herz", "Meditation-Power", "Peace Run" und "Rain of Love", in welchen er mantrische Melodien eines indischen Musikers zur kompositorischen Weiter-Bearbeitung verwendet hat.
All diese gelisteten CDs sind entweder im eigenen Verlag Neue Dimension erschienen oder wurden an Dritte vergeben: bis Ende 1999 bei Silenzio Media, oder - ab 2000 - bei Kreuz-Verlag, Stuttgart, bzw. Weton Wesgram, Niederlande, ab 2002 bei MANEVA-Music, Horn. Ab 2003 wurden die meisten CDs an Siebenpunkt Verlags GmbH, München, übertragen, wo sie im Label FAR BEYOND veröffentlicht werden.
Momentan wird eine große Download-Soundbank vom Thomas-Rettenmeier-Verlag mit sanften Titeln errichtet, die Neuber unter seinem Pseudonym Farino" extra für dieses Unternehmen komponierte.
Siehe z.B.: Bitte hier klicken
In dieser Discographie nicht gelistet sind CDs , die an andere Firmen lizensiert wurden und dort unter völlig anderem Namen erschienen sind bzw. im Auftrag vertrieben wurden, z.B. bei Meistersinger all die "Sternzeichen-CDs", bei Weltbild die "Saxophon Soft Motion", bei Sony-Music die "Fantasy Flights", bei Silenzio die "Mysteries-of-the-Planets"- und "Space Mystery"-Serien, bei Bertelsmann die 5er Box "Entspannung Pur" oder bei Madacy, Canada, die Doppel-CD "Relaxation Through Meditation". Bei all diesen Discs handelt es sich zwar ebenfalls um Musik von H.P. Neuber, jedoch aus nachfolgend gelisteten CDs entnommen und mit anderen Titeln versehen.
Ebenfalls unaufgelistet bleiben hier all jene Veröffentlichungen, die H.P. Neuber für andere Komponisten und Künstler durchgeführt und teilweise bei Neue Dimension veröffentlicht hatte, z.B. einige CDs mit indischen Mantra-Gesängen, originale Yoga-Musik, besinnliche Geigen-Romanzen des Leipziger Virtuosen Lutz Ambrosius u.v.m.
Viele unerwähnt gebliebene CD spielte Neuber auch als alleiniger Interpret für dritte Personen nach deren Vorgaben ein, wobei er nicht als Komponist fungierte, sondern als purer Musiker.
Zu erwähnen bleibt noch, dass H.P. Neuber alle CDs der Discographie mit laufender Nummer (außer den 4 genannten Produktionen über indische Melodien) als alleiniger Komponist und Produzent herausgegeben hat, nur bei den frühen Produktionen "Reicht Euch die Hände" und "Melodien der Freiheit" sind auch Werke anderer Urheber mitveröffentlicht.
Somit hat H.P. Neuber von 1988 bis 2015 die kompositorische/produktive Leistung von über 160 eigenständigen CDs (ohne die vielen Compilationen) erbracht. Eine Zahl, die trotzdem nicht für Quantität steht, sondern stets höchst mögliche Qualität erforderte.