3. Kapitel
Ultimatum
In der Brüsseler NATO-Zentrale überschlugen sich die Ereignisse.
Die dreitausend russischen U-Boote hatten sich den Küsten der westlichen Welt auf Schussentfernung von Kurzstreckenraketen genähert, teils bereits in den Hohheitsgewässern der betreffenden Staaten. Die militärischen Überwachungssatelliten zeigten weiterhin, dass all die so unerwartet aufgetauchten Raketen in ihren Silos abschussbereit waren. Die Daten ließen keinen Zweifel zu. Hier wurde ein Angriffskrieg eingeleitet. General Blusterhead saß mit hochrotem Kopf vor den Monitoren, neben ihm die einzelnen Befehlshaber verschiedener strategischer Einheiten der NATO. Alle gaben ruhig, doch voller innerer Spannung, Befehle in Kopfset-Mikrofone. Die Vorbereitungen zum Gegenschlag liefen auf Hochtouren. Noch hatten die Russen keine Raketen gestartet, noch konnte der sich abzeichnende Wahnsinn aufgehalten werden, doch niemand wollte oder konnte offenbar mehr an Frieden denken. Und wenn doch ..., dann saß er in diesem Moment nicht an entscheidender Stelle.
Es war, als wenn alle Bosheit dieser Welt, alles destruktive Anti-Leben nun zu einem letzten massiven Schlag gegen das Leben und die Evolution ausholen würde.
Blusterhead war über Standleitungen mit allen hochrangigen NATO-Befehlshabern und den Oberkommandierenden der einzelnen Streitkräfte verbunden und hatte gerade mit dem US-Präsidenten gesprochen, von wo aus es grünes Licht für einen präventiven Schlag der NATO gegeben hatte. Nicht mit konventionellen Waffen, nicht durch Nuklearraketen, sondern durch das bestgehütete Geheimnis der USA, eine Kette Laser-Satelliten-Kanonen, die jede landgestützte Rakete bereits in der Startphase vernichten konnte, ebenso jedes auf Abschußhöhe aufgetauchtes U-Boot, ein jedoch tief unter Wasser operierendes U-Boot nicht. Das war der einzige Schwachpunkt an dem Plan: In der Zeit zwischen Erkennen eines U-Boots und seiner Vernichtung durch Laserkanonen könnte eine Rakete von dort aus gestartet werden. Doch dieses Risiko hielt man für kalkulierbar und rechnete die Zahl der möglichen zivilen Opfer im schlimmstmöglichen Falle auf 450000 herunter. Das hielten die Strategen für verkraftbar.
Das prickelnde Gefühl unbändiger Macht begann in Blusterheads Adern aufzusteigen, als er die Codes für die Aktivierung der Laserkanonen eingab und bestätigte. Die Satelliten würden von nun an noch etwa zehn Minuten benötigen, um alle erreichbaren Ziele an Land und auf der Wasseroberfläche zu erfassen. Die eigentlichen Zerstörungsstrahlen würden dann innerhalb von Sekunden für alle Ziele ausgesandt werden, denn für ein einzelnes Ziel reichte eine Zeit von ca. 30 Millisekunden aus, und lediglich eine halbe Sekunde war nötig, um die Kanone auf ein neues Ziel zu richten. 60 Satelliten standen in einem geostationären Orbit, alle als Kommunikationsstationen getarnt. Niemandem war bisher aufgefallen, dass die gigantischen Sonnensegel eigentlich viel zu groß für normale Kommunikations-Satelliten waren, sie mussten schließlich die im Megawattbereich angesiedelten Energiemengen für den Laser erzeugen, von der Energie für die Justierungsmotoren ganz zu schweigen.
So wurde durch den pervertierten Spieltrieb eines offensichtlich der Pubertät noch nicht ganz entwachsenen Generals (vielleicht durfte er als Kind nie Kind sein ..., und jetzt war es zu spät, um Kind sein zu können ...) die globale Selbstzerstörung initiiert. Denn keiner der westlichen Militärs konnte ahnen, dass auf russischer Seite eine gänzlich andere "Geheimwaffe" in Aktion getreten war:
Von den angeblich 3000 neuen U-Booten gab es gerade mal 10 (einige davon waren tatsächlich sicherheitshalber in Richtung US-Küste geschickt worden), und keine der vielen Raketen-Neuentwicklungen existierten wirklich; es war ein sagenhaft ausgeklügelter Schachzug eines Moskauer Hackers, der den NATO-Überwachungscomputern die riesige Streitmacht vorgaukelte. Die ganze Show hatte nur ein einziges Ziel: Bluff.
Man hatte in Moskau schon vor Jahren geahnt, dass die Spannungen zwischen Ost und West eines Tages noch einmal zunehmen würden. Da kein Geld für eine wirkliche Aufrüstung vorhanden war, hatte man das Augenmerk auf elektronische Täuschung gelegt, um die computerverliebten westlichen Militärs im Falle einer Konfrontation von der eigentlichen Gefahr für sie abzulenken, welche unbemerkt in den Hauptstädten der NATO-Staaten installiert worden war. Diese wirkliche Bedrohung bestand aus jeweils zwei Nuklear-Sprengsätzen, die nahezu unauffindbar in den Zentren der Städte versteckt worden waren und die per Satelliten-Impuls aktiviert werden konnten, wenn es die Lage erfordert.
Der angebliche Verkauf von bombenfähigem Plutonium an arabische Staaten aus den ehemaligen Sowjet-Arsenalen bestand aus getürkten Falsch-Meldungen, die die Geheimdienste des Westens gekonnt in eine falsche Richtung lenkten. Die Wahrheit war unfassbar schrecklicher: Es war tatsächlich gelungen, im Zuge der Erleichterungen im grenzüberschreitenden Verkehr die Atomsprengsätze in den Hauptstädten der NATO-Staaten zu installieren. Man brauchte somit keine Raketen zu starten und keine unsichtbare U-Boot-Flotte loszuschicken, sondern lediglich ein paar Codes an ein paar Satelliten zu senden ..., und schon brach in der westlichen Welt das Chaos aus.
Die Abkehr von der früheren Strategie einer primären Vernichtung aller militärischen Schaltzentralen des Gegners hatte einen Grund.
Die russische Führung setzte auf die Erstschlagsstrategie der NATO. Man wollte den Westen erst seine Maske der angeblichen Friedfertigkeit fallen lassen und ihn durch die vermeintliche russische Offensive zu einem Angriff zwingen. Dann sollten die Bomben explodieren.
Und vor den Augen der - noch verbliebenen - Weltöffentlichkeit würde der Westen für alle Zeiten als Initiator dieses nuklearen Wahns dastehen.
Die russische Seite musste bei der Ausarbeitung dieses Planes jedoch schlichtweg vergessen haben, dass man mit der Atomisierung der Hauptstädte nicht auch die Nuklearraketen der NATO lahmgelegt hätte. Die gegenseitige Vernichtung schien daher unaufhaltsam vorazuschreiten.
Und während nun im Westen die Codes an die Lasersatelliten geschickt und im Osten die Aktivierung der versteckten Bomben vorbereitet wurden, bereitete sich in einer gänzlich anderen Existenz-Ebene eine mystische Rettung vor ...
***
Simulation ...
Denken wir zwischendurch einmal kurz rational - obwohl gerade das rationale Denken in diesem Buch eigentlich vermieden werden soll, um sich der Weite des intuitiven Erfassens anvertrauen zu können ...
Nehmen wir an, unsere Erde - mit all ihren Fehlern - wäre nichts anderes als eine Computersimulation in einem überkosmischen Labor, durch die irgendwelche edlen Wesen nachzuvollziehen versuchen, warum es im Kosmos manchmal die Erscheinung des Krieges gibt, was sie aufgrund ihrer eigenen, eher linear-positiven Entwicklung nicht verstehen können. Man programmiert also eine Software, innerhalb der diverse Spannungsfelder entstehen und beobachtet, wie die einzelnen virtuellen Individuen und Gruppen mit diesen Spannungen, Problemen und Konflikten umgehen.
Schon bald erkennen die Programmierer, dass es immer dann zu kriegerischen Eskalationen im Großen wie im Kleinen kommen muss, wenn zwei Parteien eines Konfliktes auf einer eigenen, starrsinnigen Meinung beharren und nicht erkennen können, dass aus übergeordneter Sichtweise beide Meinungen gleichermaßen falsch sind. Da keiner bereit ist, seinen Starrsinn aufzugeben, um nicht vor sich selbst oder der anderen Seite sein Gesicht zu verlieren, baut er die Lüge so lange weiter auf, bis sie mit der Lüge der anderen Seite zusammenstößt, wodurch der schwelende Konflikt endgültig ausbricht.
Die Programmierer der Simulation verändern im ethischen Verhalten der virtuellen Wesen immer wieder einige Muster zum Positiven. Sie lassen auch große Propheten hervortreten, die von Güte und Liebe reden, doch sie müssen erkennen, dass Veränderungen innerhalb der angewendeten Software die immer wiederkehrenden Konflikte nicht verhindern können. Konflikte, die letztlich stets in der Selbstvernichtung enden bzw. die Entwicklung von Teilen des Systems um eine ganze Zeitspanne zurückwerfen.
Es scheint, dass diese Software der Konkliktlösung durch Konfrontation in sich selbst eng begrenzt ist. Es ist darin keine Weiterentwicklung möglich, obwohl theoretisch die Chance dazu besteht. Die ganze Simulation scheint sich mehr und mehr als Sackgasse zu entpuppen.
Einer der großen Entwickler der Simulation entschließt sich nun dazu, die Basisprogrammierung des gesamten Systems von Grund auf zu ändern, damit sich die Entwicklungslinie des Systems nicht immer wieder als Sackgasse erweist, sondern sich zu einer fortschreitenden Selbst-Entwicklung formiert.
Dazu wird in das neue System integriert, dass sich die Gestalten nicht mehr als vom All-Sein getrennte Persönlichkeiten begreifen, sondern als bewusste Teile des gesamten Systems, in dessen Natur sie immer mehr Einblick erhalten, je umfassender sie sich damit eins fühlen.
Es handelt sich hierbei nicht um eine Verbesserung des alten Systems, sondern um eine völlig neue Selbst-Identifizierung und Seinsweise der virtuellen Wesen, die von nun an nicht mehr abgespalten vom Gesamtsystem an ihre eigenen Vorteile denken, sondern sich als bewusste Teile der gesamten Simulation danach sehnen, dass diese durch sie wirken möge. Es kommt ihnen nicht in den Sinn, für sich selbst etwas zu wollen, sondern sie möchten ausschließlich das Gesamtsystem wachsen sehen - anhand von Erfahrungen, die es durch sie hindurch machen kann.
Wenn aber ein virtuelles Wesen ein anderes nicht mehr als anders ansieht, sondern ebenfalls als bewussten Teil des Ganzen (und somit seiner Selbst), dann ist von vorne herein jeder Konflikt ad absurdum geführt, weil nur noch an einem gemeinsamen Aufbau gearbeitet werden kann. Jede Lüge, jeder Streit und jeder Betrug sind ein für allemal ausgemerzt, denn diese Eigenschaften haben völlig an Bedeutung verloren, weil sich kein Wesen mehr einen Vorteil gegenüber einem anderen verschaffen will. Dem Chef-Programmierer erscheint dabei eine Tatsache äußerst seltsam: Keines der virtuellen Wesen (außer den niederträchtigsten) hatte zuvor all die Kriege im Großen und Streitereien im Kleinen gewollt. Dennoch waren sie aufgrund der fälschlichen Individualprogrammierung nicht zu vermeiden gewesen. Der Fehler war, dass sich jedes Wesen für ein Individuum mit eigenem Bewusstsein gehalten hatte, anstatt zu erkennen, dass sein Bewusstsein nur das Produkt einer Software war, also ein Mittel zum Zweck der Individualisierung. Die Simulation war ja darauf ausgerichtet, einzelne Wesen zu erzeugen.
Das Sehnen der virtuellen Individuen nach Frieden war so immens groß geworden, dass der Programmierer tatsächlich Mitgefühl mit seinen Geschöpfen bekommen hatte. In der neuen Software gab es nun diesen Kardinalfehler nicht mehr. Die einzelnen Wesen existierten zwar weiter, jedoch mit neuer, umfassender, unbegrenzter Identifikation: Sie begreifen sich als Teil des Gesamten und sind somit unbeschränkt in ihren Fähigkeiten und Eigenschaften und ohne Zwang zum Starrsinn. Wahrlich ein gewaltiger Schritt!
Zu gegebener Zeit sollte man weiter beobachten, wie die sich neu entdeckenden Wesen dieses Systems mit ihrer neuen, umfassenden Seinsweise zurechtkommen, die so unerwartet plötzlich über sie kam ...
***
Aus der alten Legende der Athabasken:
... und das weiße Pferd wird reiten über das Erdenrund und wird verbreiten die Musik des Erwachens, denn der Klang ist die universelle Sprache.
... und der Reiter wird halten das strahlende Schwert aus Licht in der Hand und wird verkünden die Unbesiegbarkeit des Großen Geistes.
... und die Göttliche Flamme wird lodern über den Köpfen aller neuen Menschen, die das Tiermenschsein abgelegt haben und frei geworden sind vom Trieb des Habenwollens.
... wehe dir, weißer Mann, der du dein Herz verschlossen hast vor der ewigen Flamme, wehe dir, denn das Schwert des Reiters wird deine Vergänglichkeit zerstören und die Hiebe des Schwertes werden sein die Musik allen Neubeginns.
... und der Reiter auf dem weißen Pferd wird spielen die Klänge der neuen Erde, denn aus der Materie selbst wird sich erheben das Gebet des Großen Geistes.
... und das weiße Pferd wird sterben, denn es gibt keinen Tod mehr, nur noch die Pforte in das Neue.
... und das weiße Pferd wird singen, und sein Gesang wird sein das Blut seines Todes, der nicht mehr Tod heißt, sondern Erneuerung.
... dann werden die Menschen dieser Welt vereint sein im Geiste und im Herzen, und ihre Seelen werden singen das ewige Lied des Erbauers.
***
Kalki
Der letzte Avatar unseres Zeitalters. Er reitet auf einem weißen Pferd und ist die Verkörperung des reinen, unverfälschten Göttlichen, um eine neue Evolutions-Epoche einzuleiten.
Jesus
"Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert ..."
Der Tod
Die beständige Bedrohung des Lebens durch die Unbewusstheit und Vergänglichkeit, um es zur Erlangung des Ewigkeits-Lebens in Bewusstheit anzutreiben.
Das Leben
Es geht nicht darum, diese jetzige Art von Leben unendlich aufzublähen, um eine monsterhafte Unsterblichkeit zu erlangen. Das wäre nur eine vampirhafte Art, länger zu leben, denn diese Art von Monsterleben würde sich von den Energien der unbewussten Menschen ernähren, wie so mancher das jetzt bereits tut. Es geht vielmehr darum, eine völlig neue Seinsweise zu entwickeln, aus deren Warte das jetzige Leben ebenso als lächerliche Illusion erscheint wie der so genannte Tod. Nennen wir es "Über-Leben", denn es ist tatsächlich die einzige Chance der Menschheit zu überleben.
Das Versprechen
"Ich werde wiederkommen, doch unerkannt, wie ein Dieb in der Nacht ..."
Das Weihnachts-Mysterium
Zum Julfest, zur dunkelsten Zeit des Jahres, entzündet sich das Licht der Welt.
Dämmerung
Jene mystische Stunde voller Hoffen und Dürsten, in der sich die Welt - der Dunkelheit überdrüssig - mit aller Kraft nach dem neuen Licht der Sonne sehnt.
Excalibur
In vielen Sagen erwähntes, mythisches Schwert, das nur dem wahren König (der erwachten Seele) überlassen werden darf. Voll reinster Lichtkraft, daher unbesiegbar.
Mosaik
Viele Splitter eines Ganzen, die sich durch beständiges Ordnen einst zu einem harmonischen Bild zusammenfügen.
***
"Wie sind Sie hier hereingekommen?", donnert ein wachhabender Offizier den sportlich gekleideten Mann an, der urplötzlich mitten in der Befehlszentrale steht, nur zwei Meter hinter General Blusterhead.
Der Aufgetauchte schert sich nicht um die Frage, sondern geht zwei Schritte auf den General zu, der sich gerade auf seinem Stuhl umgedreht hat und völlig fassungslos auf die markante Erscheinung starrt.
"Stehen bleiben oder ich schieße!", brüllt der Wachoffizier mit überschnappender Stimme, reißt die Pistole aus dem Holster und entsichert sie.
Der Mann geht einen weiteren Schritt auf den General zu.
Der Offizier schießt dem Mann in den Rücken, trifft genau das Herz. Obwohl es eines der international gächteten Hohlspitzgeschosse war, gibt es keinerlei Wirkung. Der Mann geht weiter, steht nun vor dem General.
"Herr Blusterhead? Sie stoppen sofort den Laserangriff."
Der General faucht erbost zurück (Pubertierende darf man im Spiel nicht stören): "Einen Dreck werde ich tun! Wer sind Sie überhaupt?" "Tut nichts zur Sache. Sie weigern sich? Dann muss ich es eben tun ..."
"Wagen Sie nicht, hier etwas anzurühren ...", brüllt der General.
Alle Anwesenden sind inzwischen aufgesprungen. Mehrmals wurde mittlerweile auf den Erschienenen geschossen, ohne Wirkung. Die Augen des Mannes beginnen golden zu glänzen, ein gleißender Strahl schießt aus ihnen, direkt auf die Kontrollkonsolen zu. Offensichtlich wird nichts äußerlich beschädigt, doch sofort beginnen alle Computerprogramme zusammenzubrechen. Der Mann dreht den Kopf. Ein paar weitere Strahlen auf weitere Schaltpulte. Binnen weniger Sekunden ist die gesamte NATO-Zentrale lahmgelegt, inklusive Steuerung für die Satelliten-Laser.
Ein Alarm springt an, geht sofort wieder aus. Notbeleuchtung schaltet sich an. Sie bleibt.
Alle sind wie gelähmt.
Keiner schießt mehr.
Angst breitet sich aus. Schreckensgeweitete Augen.
Hat der Feind eine Geheimwaffe hierher versetzt? Einen Roboter?
Da ertönt die Stimme des Geheimnisvollen, diesmal wohlklingend, fast väterlich ermahnend: "Ich bin weder ein Roboter noch eine Geheimwaffe, und kein Feind schickt mich, denn es existiert da draußen kein Feind. Der Feind hockt in euch selbst, es ist eure eigene egoistische Beschränktheit."