Zwischen den
Polen des Seins

Einst, am Anfang dieses Alls,
da saugten sich die Mächte,
der Täuschungs-Kraft des tiefen Falls
an alle Wahrheits-Rechte.

Das goldne Licht, einst auserkor'n,
Materie zu durchstrahlen,
tarnte sich, noch ungebor'n,
in Finsternis und Qualen.

Das Einssein in der höchsten Welt,
Glückseligkeit genannt,
zur Hälfte zog ins Himmelszelt,
der Rest: in Nacht verbannt,

wo jene höchste Liebes-Kraft
von innen her nun wirkt
und ständig jenen Antrieb schafft,
der sich im Sein verbirgt.

Das Leben ward initiiert,
Materie nicht mehr roh,
aus Leben sich Mental gebiert,
das weite Denken, froh.

Der Mensch, zunächst geboren nur
in jene Trennungs-Kluft,
erkannte, daß sein Wesen pur
lag tief im Seelen-Duft

von jenseits dieser Pole Streit
in höchster Dimension,
wo sein Bewußtsein endlos weit,
und Gottheit leuchtet schon.

Die Masse freilich schwelget doch
im kleinen Zugestehn
von Freud und Leid und Zweiheit noch;
dies alles muß vergehn;

und weichen einem goldnen Pfad,
weit jenseits Tag und Nacht,
wo Gegensatz, vereint zur Tat,
erschafft die Dritte Macht.

Ist Gott und Mensch nur ein Kontrast
im Dünkel des Verstands?
O nein: die Trennung ist Fantast!
Die Wahrheit ändert ganz

das menschliche Begreifen, denn
der wache Mensch wird Gott
und fühlt das ew'ge Wirken, wenn
er lebt im Seelen-Ort.

Die Trennungs-Pole alter Zeit,
sie werden transzendiert,
und Sonnen-Glanz und Herrlichkeit
ins Leben involviert.

Die Zwei verblasset, EINS erglüht,
Materie ist nun Geist;
die Seelen-Existenz erblüht
und in die Zukunft weist,

wo grenzenlose Macht durchfließt
des Neuen Menschen Sein
und Wahrheit sich auf Erd' ergießt,
wo Geistes-Gral ist rein.

Die Selbst-Erob'rung ist vollbracht,
o hehrer Menschen-Geist,
Vergänglichkeit und finst're Nacht,
sind ganz und gar verwaist,

wenn all Dein Sehnen sich erstreckt
in Wahrheit's goldne Hall
und Hingab' sich zur Sonne reckt,
stets rufend nach dem All.

Dann bricht in Deinen Tiefen auf
was dort seit Urzeit liegt:
die Göttlichkeit und Licht zuhauf;
das Alte ist besiegt!

Auf festem Felsen steht der Gral,
mit Liebe wohlgefüllt,
vereint die Erd' mit Wahrheits-Saal,
das Ewige enthüllt!